Schaltungen für Selbstbau Röhren-Phonovorverstärker in der Übersicht

Was macht man wenn man den perfekten Phonovorverstärker hat? Neue Aufgaben suchen! Ein schöner Phonovorverstärker in Röhrentechnik wäre noch mal eine Herausforderung. Außerdem habe ich schon Jahrelang keine Röhrenschaltung mehr gebaut und ein gut gefülltes Lager mit Fassungen und Röhren im Keller.

Prinzipschaltbild Röhrenphonovorverstärker

Es gibt  – wie bei den halbleiterbestückten Verstärkern – mehrer Möglichkeiten die Entzerrung zu erreichen. Ich beschränke mich im folgenden auf die Schaltungen, die dies komplett in der Gegenkopplung erledigen. Fast alle genannten Nachteile dies ganz oder teilweise im Signalpfad zu machen sind bei Röhren noch gravierender. Eine hohe Verstärkung zu erzielen ist mit 2 Röhrensystemen viel schwieriger als mit einem Operationsverstärker, so daß alle Schaltungen hier im niederfrequenten Bereich nur noch wenig Gegenkopplung haben. Außerdem ist die Streuung von Röhre zu Röhre erheblich, ganz zu Schweigen von nachlassender Verstärkung mit zunehmendem Alter. Wer sucht findet aber auch Schaltungen mit Tiefpaß zwischen dem ersten und zweiten Triodensystem.

Die obere Schaltung ist praktisch Standard, mit geringen Abweichungen. Ein Verstärker aus 2 Triodensystemen in Kathodenschaltung, mit Gegenkopplung vom Ausgang auf den Kathodenwiderstand der ersten Triode.  \(R_{1}, C_{1}, R_{2}\) und  \(C_{2}\) sind die frequenzbestimmenden Kondensatoren, hier Typ A nach Lipschitz.

[bibtex file=aes-lipshitz1979on.bib]

Frank Raphael, RÖH1, Hifi-Vorverstärker in Röhrentechnik: Genau diese Schaltung (mit ECC83). Online hier erhältlich.

[bibtex file=roeh1.bib]

Gerhard Haas, RIAA-Vorverstärker – Mit der Röhre ECL 86:  Durch die Benutzung einer Pentode höherer Verstärkung und ein niedrigerer  Ausgangswiderstand. Eingangsübertrager 1:10 für MC-Systeme.

MD (Quellimpedanz 750 Ohm)
S/N22Hz ... 22 KHz>65db
THD+NB=80 kHz, 1 kHz>0,06%
Verstärkung1 kHz, Uein = 3,5 mV35db
MC (Quellimpedanz 25 Ohm)
S/N22Hz ... 22 KHz>63dB
THD+NB=80 kHz, 1 kHz< 0,07%
Verstärkung1 kHz, Uein = 0,37 mV55db

[bibtex file=ghriaa00.bib]

Shure M65

Auch der bekannte Shure M65 benutzt die gleiche Schaltung.

Eine fertig dimensionierte Schaltung findet sich ebenfalls auf Jogi’s Röhrenseiten. Mit ECC83 und ECC88 im Ausgang. Erinnert mich etwas (hi) an den Klassiker:

Dr. Götz Corinth: Röhrenvorverstärker – Entzerrung à la carte: Findet sich u.a. im Audioschaltungsbuch aus dem Jahre 1989 auf den Seiten 7-12. Online im Forum von Jogisröhrenbude. Der Kollege Corinth hatte wohl neben seinem Brotberuf noch erfreulich viel Zeit sich um die wirklich interessanten Dinge des Lebens zu kümmern. Im Eingang eine ECC808, eine mikrofonieärmere Version der ECC83 mit anderer Sockelbeschaltung, u.a läuft sie nur mit 6,3 Volt, nicht mit 12,6 Volt Heizspannung. Die Gegenkopplung ist umschaltbar ( \(75μS, 50μS, 25μS, 0μS \)). Anschließend ein umschaltbarer Hochpaß (6 kHz, 10 kHz, 21 kHz) und Tiefpaß (35Hz, 75Hz, 110 Hz). Der Verstärker ist also universell nutzbar auch für u.a. Schellackplatten. Leider natürlich auch ein entsprechend großer Aufwand, insgesamt 8 (!) Röhren, davon 6 mit Gleichstromheizung.

[bibtex file=gselektoraudio89]

J. P. Güls, SRPP – Röhrenvorverstärker: Online hier anzuschauen. Eigentlich eine gute Schaltung, wenn – ja wenn – man Röhren findet die die hohe Spannungsdifferenz zwischen Kathode und Heizfaden aushalten. Hatte ich circa 1990 mal gebaut und war nicht zufrieden mit dem ständigen Pfeifen.

[bibtex file=jgsrpp87.bib]

Eine interessante Lösung findet sich noch hier bzw. praktisch identisch hier. Die Nutzung einer Pentode im Eingang hat den Charme einer deutlich höheren Verstärkung, um den Preis daß der Rauschabstand möglicherweise verschlechtert wird. Gesamtverstärkung ist 37 dB, und damit auch nicht so viel besser als die 35 dB der üblichen Triodenschaltungen, natürlich mit dem Vorteil das im niederfrequenten Bereich mehr Gegenkopplung durch die höhere Leerlaufverstärkung zur Verfügung steht.

Telefunken ECC82

Telefunken ECC82

Weil so schön, dann doch noch ein Verstärker mit passiver Entzerrung. Mehr ein philosophischer Artikel als nüchterne Schaltungsbeschreibung, aber wirklich lesenswert. Meßwerte würden da nur stören.

[bibtex file=jcmphono93.bib]

Mir schwebt im Moment vor, etwas in Anlehnung an die Corinth- Schaltung mit ein paar Zutaten aus dem EMT JPA-66 zu bauen – also Phonovorverstärker, umschaltbare Entzerrungskennlinien auch für ältere Schallplatten, schaltbare Verstärkung, Pegelanzeige, einstellbare Filter, trafosymmetrierter Ausgang. Dazu hätte ich aber auch gerne einen Klangsteller und eine Kopfhörerausgang, um das Gerät auch alleine benutzen zu können. Will man dann nur Röhren im Signalweg haben, wird es schwierig:

  • Klangsteller mit Röhren geht natürlich, durch die nötigen hohen Impedanzen verschlechtert man sich den Signalrauschabstand, Potis mit 1MΩ sind auch kaum zu bekommen. Haas hatte eine Klangregelschaltung mit der ECL86, die diese Probleme umgeht, aber mit niedriger Impedanz angesteuert werden muß. Leider habe ich keine EL5534 mehr. Haas löst das Problem einfach mit einem NE5534 (Ausgangsimpedanz 0,3Ω! [bibtex file=ghlinevv05.bib]
  • Die ECL86 kann etwa bis 300Ω Last treiben, das reicht heute nicht mehr, da Kopfhörer keine Impedanzen von 600Ω mehr haben, mein AKG z.B. hat 32Ω. Hier würde ich auch ungern Aufwand treiben, da ich ein Paar gut funktionierende V73 habe.

Also Abstriche machen – nach dem Röhrenverstärker überbückbare Klangregelung und Hoch/Tiefpaß in Halbleitertechnik, Ausgangstreiber (Röhre) mit Trafo, und von da u.a. in die V73, so kann man bei Wunsch „nur Röhre“ hören.

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