Reparatur eines Philips CD104

Eine kurze Reminiszienz

Der Philips CD104 war damals mein erster CD-Spieler, gekauft am 27.12.1985 vom Geld, das ich mir im Zivildienst zusammengespart hatte. 698 DM war schon ein stolzer Preis für einen Studenten. CDs waren damals in Relation zu Schallplatten sehr teuer. In Münster gab es zu der Zeit auch das erste Geschäft mit gebrauchten CDs. Außerdem gab es dort CD-Demos, die durch einen Farbbalken über der Einlaufspur nicht abzuspielen waren. Der Tip damals war mit Autopolitur die Farbe abpolieren, und die CDs liefen wieder, auch wenn manchmal die Bedruckung nicht mit dem Inhalt übereinstimmte. Irgendwann war der CD104 defekt und landete im Müll.

Ein altes Schätzchen

Inzwischen sind die alten ja sehr gesucht. So dauerte es auch lange bis ich zu vernünftigem Preis einen erstehen konnte. Optisch in guten bis sehr gutem Zustand, hatte er die typischen Probleme: Die Lade schloß nicht mehr ganz und benötigte den bekannten “Philips-Schubser” für den letzten Zentimeter, außerdem scheiterte er schon beim Einlesen des Inhaltverzeichnisses. Genau das richtige also für einen Urlaub zu Corona-Lockdownzeiten. Es war eine spätere Version, CD104/65, auch mit der Prozessorversion MAB8440P-061. In   finden sich wichtige Tips zur Fehlersuche.

 

“Though Shalt Measure The Rails”

Nimmt man den Deckel ab, schaut man auf die Logikplatine und die Platine für die Schubladensteuerung. Zuerst alle Stecker markieren und entfernen, danach kann man beide Platinen ausbauen. In der Tiefe dann alle Stecker der Netzteilplatine ziehen. Gerät umdrehen, Boden entfernen und das Audiokabel ablöten. Wenn man jetzt am Kühlkörper die seitlichen Schrauben löst läßt sich das ganze Netzteil mit Kühlkörper nach hinten herausziehen. Die alten Elkos drinlassen erscheint wenig sinnvoll, zumal ein Ersatz nur wenige Euro kostet. Schlechte Lötstellen sind beschrieben, bei mit sah aber alles gut aus. Abschließend unbedingt die Spannungen messen, bei mir zeigte die -18V Leitung nur so ca. 10 Volt. Das mag daran liegen das negative Spannungregler eine Grundlast brauchen, außerdem hatte ich natürlich keinen 7918 in der Bastelkiste, das Problem mußte also warten.

Überholen von Logik- und Dekoderplatine

Hauptproblem des CD104 ist die mangelnde Qualität der Durchkontaktierungen. Obwohl diese zusätzlich verlötet sind funktionieren die Verbindungen meist nur noch schlecht. Typisches Symptom ist, daß der Spieler einige Aufwärmzeit braucht um zu funktionieren. Es wird überall empfohlen, erst nach Revision der Durchkontaktierungen an eine Fehlersuche zu gehen. Die Lösung des Problems ist einfach, aber zeitaufwendig: Altes Lötzinn komplett entfernen, das Loch mit 1mm Bohrer aufbohren und ein Stückchen blanken Kupferdraht durchstecken. Diesen Draht verlötet man auf beiden Seiten. Ich habe mir zusätzlich die Mühe gemacht, den Draht auf der Platinenunterseite bis zu einem anderen Lötauge zu ziehen, oder zumindest ein kleines Stückchen Leiterbahn freizukratzen um einen besseren Kontakt zu gewährleisten. Bei der Gelegenheit kann man dann auch gleich alle Elkos tauschen. Achtung, auf der Logikplatine ist ein bipolarer Elko! Nachdem ich diese Kur an beiden Platinen angewandt hatte, lief der Spieler wieder ohne Probleme, auch mit Titelsprüngen, aber leider ohne Ton auf beiden Kanälen.

Kein Bild, kein Ton, ich komme schon ….

Da war ja nun noch die Sache mit den -18V, wo gehen die denn hin? Oh, zu dem beiden DA-Wandlern TDA1540! Da lagen jetzt nur noch so -8V an. Die Spannungen an den Operationsverstärkern zur I/U-Wandlung und den Ausgangsfiltern waren in Ordnung. Nun hatte ich ja keinen 7918, und natürlich war Sonntag, außerdem muß ich selbst zum nächsten blauen Klaus 35 Minuten fahren. Ein LM337 war aber vorhanden – also basteln wir uns mit 180 Ohm und 2k4 Ohm Widerständen einen pinkompatiblem Ersatz, bauen ihn ein und messen schnell nach.

Alles bestens, er spielt wieder mit Ton am Ausgang. Das die Lade nicht einfährt liegt übrigens zumeist nicht am Laderiemen, sondern an der Rolle die den oberen CD Teller herunterdrückt. Diese muß man vorsichtig hochbiegen, dann funktioniert das auch wieder.

Leach, Mike. “Servicing The Philips CD104 CD-Player.” Television, 1992, 486–90.

2 thoughts on “Reparatur eines Philips CD104

  1. Sehr schöner Beitrag! 🙂 Meiner ist ebenfalls defekt, d. h. er lädt das Inhaltsverzeichnis erst gar nicht. Die Lade funktioniert allerdings noch.

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