Sony TCD-D10

Ein tragbarer DAT Recorder wäre noch genau das Gerät das mir in meiner Sammlung fehlt. Es sollte aber möglichst nicht eines der kleinen Konsumergeräte sein, mit ihrer anfälligen Mechanik und der winzigen Kopftrommel, sondern ein ausgewachsenes Gerät wie z.B. ein TCD-D10, entweder die erste Version oder die nachfolgenden „pro“ Versionen.

Diese Geräte sind meistens nicht preiswert zu bekommen. Wie immer muss man etwas Geduld haben, schließlich konnte ich zu einem überschaubaren Preis einen sogenannten Dachbodenfund aus eine Haushaltsauflösung ersteigern. Wegen der nahezu makellosen Optik und des mitgelieferten Zubehörs (Tasche, Ladegerät bzw. Netzteil, Akku, Bedienungsanleitung, bis auf das DAT Band das komplette Originalzubehör in allerdings deutlich gebrauchter Originalverpackung) war es mir das Risiko eines Fehlschlages wert.

Eine Funktionsprobe habe ich dann gar nicht mehr durchgeführt, wie sich zeigen wird war dies die richtige Entscheidung. Das Öffnen des Gehäuses ist nicht schwierig, etwas Vorsicht muss man walten lassen bei der Mechanik für die Kassetten Abdeckung um diese nicht zu beschädigen. Wenn man den nackten Recorder vor sich liegen hat dreht man ihn einmal auf den Kopf und entfernt alle Schrauben des Mainboards. Dann den Streifenleiter zur Kopftrommel lösen, das Mainboard anheben und nach und nach alle Stecker lösen. Um an den Kopfverstärker zu kommen muß der umlaufende Kunststoffrahmen mit dem Batteriefach abgelöst werden. Erstaunt war ich dann als ihn ihn heraus hatte – nicht der bekannte mit den SMD Elkos sondern ein ganz anderes Layout. Nachfrage im Old-Fidelity Forum ergab das man hier keinen Elkotausch machen muß. Wer jetzt mosert, echte Männer und Handbücher und so, zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch kein Servicemanual. Also den Rahmen wieder anschrauben.

Revision des Laufwerks

Unter dem Mainboard liegt die Mechanik an die wir heranmüssen. Ein genauerer Blick zeigt die typische Sony-Krankheit mit dem geborstenen Zahnrad des Drehgebers. Also frisch ans Werk. Den Capstanmotor abschrauben und vorsichtig zur Seite legen. Die Position der Streifenleiter auf dem Motorblock per Foto dokumentieren und leicht (!) mit einer Heißluftpistole erwärmen. Dann löst sich der Kleber und man kann sie zur Seite abziehen. Den Motorblock auseinanderschrauben wie im Artikel zum PCM-7010 beschrieben. Hier zeigte sich das gleiche Fehlerbild: Abgelöste und mit den Bandspindeln verklebte Bremsgummis. Wegen der Fummelei habe ich gleich die Elkos mitgewechselt und mir diesmal ein paar Miniaturelkos bei Ebay gekauft. Die sind zwar nicht höher, aber etwas dicker als die originalen Elkos, lassen sich aber doch einbauen.

Austausch des Zahnrades des Drehgebers

Zuerst beide Zahnkränze abmontieren – dazu oben die bewegliche Führung lösen. Zahnkränze säubern und fetten. Das Speichenzahnrad abnehmen und die anderen Zahnräder kontrollieren und ebenfalls fetten. Den Rotaryencoder habe ich nicht demontiert. Meine Überlegung war das Sony das Ding bestimmt in der richtigen Position eingebaut hat – also besser so lassen. Zuerst aber mal dieses Video anschauen, dann versteht man leichter was ich meine.


Zahnrad des Drehgebers wechseln und die Zahnkränze wieder einbauen und alles auf Leichtgängigkeit überprüfen. Beide Schlepphebel ganz in Richtung Kassette fahren. Die Synchronisation der beiden Zahnkränze habe ich jetzt so vorgenommen daß ich sie wie beim PCM-7010 mit dem Markierungsloch im Chassis in Deckung gebracht und mit einem kleinen Schraubendreher fixiert habe. Jetzt kann man provisorisch das Speichenzahnrad wieder einsetzen. Jetzt muß noch das Zahnrad des Drehenkoders in die richtige Position gebraucht werden. Mit etwas Probieren zeigte sich das das Zahnrad gegenüber der Neutralposition um vier Zähne im Uhrzeigersinn gedreht werden muß. Also in dieser Position die Zahnkränze wie beschrieben synchronisieren, Speichenzahnrad einsetzen, dabei aufpassen daß sich nichts verschiebt und das Zahnrad mit der Graphitscheibe fixieren. Wenn man jetzt alles mal durchspielt müßte die Andruckrolle bei Neutralstellung des Drehgebers in der vorgeschriebenen Position stehen. Ich kann natürlich nicht sagen ob diese Methode auch bei den anderen DATs von Sony mit 4-Motorenlaufwerk funktioniert, halte es aber für sehr wahrscheinlich, da die Mechanik praktisch identisch ist.

Zusammenbau und Test

Der Wiedereinbau des Mainboards ist eine richtig Fummelei. Am besten auf der Seite mit den vielen Streifenleitern beginnen und nach und nach die Verbinder öffnen, Streifenleiter herein und und wieder verschlissen. Bitte alles vorsichtig und ohne Kraft, zu schnell ist einer der unersetzlichen Verbinder defekt.

Beim anschließenden Test tat sich dann rein gar nichts. Kein Einfädeln, der Spannungswandler bekam kein Startsignal und lieferte dementsprechend auch nichts an seinen Ausgängen. Jetzt mußte unbedingt ein Servicehandbuch her. Hifi-Engine hat nur eines für die Pro-Version. Es gibt nur einen frei zugänglichen Scan im Netz, der leider teilweise von sehr schlechter Qualität ist. Nach etwas suchen habe ich eines für einen Preis von 5$ gefunden. Bei Interesse gebe ich die Bezugsquelle gerne weiter. Nach etwas Studium des Schaltplanes fand ich zwei in Reihe liegende Mikroschalter, die beide geschlossen sein sollten. Einer liegt am Kassettenfach, der andere versteckt in der Tiefe hinter dem LCD und wird von der Klappenmechanik bei geschlossener Klappe betätigt. Wenn man diesen mit eine Schraubendreher betätigt wird das Band eingefädelt. Die Position der Bandandruckrolle stimmte, und bei Wiedergabebetrieb rückt der Bandzugfühler links weit ein wie gewünscht. Bandlauf stimmt, alle auf meinem PCM-7010 aufgenommenen Kassetten werden fehlerfrei wiedergeben.

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