Nach Kauf meines Dual Plattenspielers wollte ich schnell hörbereit werden und habe mir einen Harman Kardon PM655 gekauft. Entgegen den Angaben in der Kleinanzeige funktionierte leider der Phonovorverstärker nicht richtig. Optisch ein sehr schöner Vollverstärker.
Im Gegensatz zu seinem größeren Bruder PM665 hat er nicht zwei, sondern nur einen Netztrafo, aber mit getrennten Netzteilwicklungen für beide Kanäle. Der Kondensatortausch bereitet keine Probleme, im Netzteil habe ich von 4700μF auf 10000μF vergrößert, das geht problemlos. Außerdem noch die Trimmer in der Endstufe tauschen und Ruhestrom neu einstellen sowie beide Ausgänge auf Null Volt nachstellen. Der mechanische Aufbau ist insgesamt sehr solide.
Nach Kondensatorwechsel lief auch der Phonovorverstärker wieder. HK ist bekannt für aufwendige RIAA-Vorverstärker. Klanglich kann er locker mit dem Vorverstärker von D. Self mithalten, das Rauschen ist minimal schlechter. Leider hatte ich immer mal wieder Aussetzer, die auf das Netzteil zurückzuführen waren. Nachlöten der Anschlüsse in diesem Bereich erbrachte zunächst Besserung.
Nach der ersten längeren Hörsitzung waren die Probleme aber wieder zurückgekehrt. Der Phonovorverstärker wird mit +-24 Volt Spannung betrieben, eine sicher löbliche Entscheidung für die Übersteuerungsfestigkeit. Erzeugt wird dies mit einfachen Längsreglern auf der Phonoplatine aus der Endstufenspeisespannung von ca. +- 45 Volt.
Zuerst wird die Spannung mit 2 Widerständen 22Ω etwas entkoppelt und vermindert, anschließend folgt der Längsregler. Man sieht schon an der Braunfärbung des Platinenmaterials den Wärmeeintrag im Bereich dieser beiden Widerstände und im Bereich der Regeltransistoren, links etwas mehr als rechts ausgeprägt. Bei 70mA Strom fallen pro Widerstand nur ca. 100mW an, die Dimensionierung stimmt schon, aber eben sehr punktuelle Wärmeabgabe durch die kleine Bauform. Außerdem war die Wärmeleitpaste angetrocknet, links war die Glimmerscheibe nicht mehr heile abzubekommen, Daher wurde die Hitze mehr über die Beine der Transistoren abgeführt. Hätte man besser machen können, aber es hatte ja auch lange funktioniert (Kaufdatum war der 18.12.1986)!
Also erst mal die 22Ω Widerstände und die Transistoren auslöten, alles säubern und Transistoren mit neuer Wärmeleitpaste einsetzen:
Als Vorwiderstände nehme ich 2 x 47Ω/2Watt aufrecht stehend. Dadurch ist die Wärmeabfuhr besser:
Die Widerstandsdrähte wurden weiter durchgesteckt, umgebogen und direkt an die Transistoren gelötet, zusätzlich einige Leiterbahnen mit Draht verstärkt:
Bisher läuft er wieder durch. Falls dies nicht reichen sollte bleibt nur ein kompletter Umbau übrig mit größerem Kühlkörper. Bei der nächsten Lieferung von Tante Angelikas ehemaligem Laden werde ich LM317/337 nebst passenden Widerständen zur Sicherheit mitbestellen.
Hallo,
Eine Frage:
Habe die 4700uf wie beschrieben ausgetauscht. Ist der Ruhestrom jetzt ein anderer?
Komme bei beiden Kanälen nicht auf die 30 mV. Der eine gibt mir 1V aus und der andere 3,8V. Wo könnte der Fehler liegen?
Vielen Dank schonmal und liebe Grüße aus Berlin,
Sami
Nein, durch den Kondensatortausch ändert sich nicht der Ruhestrom. Wo hast Du denn gemessen, an TP4 bzw. 5? Dann wäre der Ruhestrom viel zu hoch… Oder an TP1 – dann wäre die Symmetrie nicht in Ordnung und Du müßtest an VR401 drehen.
Grundsätzlich würde ich die Trimmer zumindest säubern oder besser tauschen, da sie möglicherweise nur noch schlechten Kontakt liefern.
Gruß, Rainer