Restaurierung eines Saba MD292

„Never, ever sell a Leica. You just start buying another one“ [Unbekannt, aus der Leica Users Group]

Irgendwann hatte ich meinen Revox B760 verkauft – der Verstand sagte: „Brauchst Du ja nicht mehr“. Leider habe ich dann doch einen schönen Analogtuner vermißt. Also was kaufen – es sollte ja nicht so teuer sein. Ein bißchen Suche im Netz brachte mich dann schnell zum Saba MD292, ein optisch sehr schöner Tuner – gerade in der silbernen Ausführung, zudem technisch hervorragend. Kein PLL, sondern analog abgestimmt, aber mit Digitalanzeige und Stationstasten. Relativ preiswert zu haben, meist deutlich unter 100€. Nur die Amerikaner schätzen wohl „Vintage German Hifi“ richtig ein.

Ich hatte recht schnell einen gefunden und für akzeptablen Kurs ersteigert. Er  funktionierte im Grunde, hatte folgende Probleme:

  1. Beleuchtung der Skaleninstrumente defekt
  2. Ausfall mehrerer Segmente der Frequenzanzeige
  3. Ziemlich verstaubt
  4. Bandgrenzen stimmen nicht
  5. Netzschalter hakelt etwas

Mit Ausnahme vor Punkt 2 alles harmlos.

Optisch gut erhalten, mechanisch ein Gedicht: Dicke Alufrontplatte, großer Vollmetallknopf für die Abstimmung, leichtgängige Tasten, sehr stabiles Gehäuse, wartungsfreundlicher Aufbau.

Der Seilantrieb der damals üblichen Drehko-Poti-Kombination zu Abstimmung war immer noch hochpräzise und spielfrei, mit genau dem richtigen Gefühl beim Drehen übers Band. Hier merkt man die jahrzehntelange Erfahrung von Saba im Bau von Skalenantrieben bei Röhrenverstärkern.

 

Mechanik Saba MD-292

Mechanik Saba MD-292

Punkt 1 war schnell gefunden: eine Leiterbahnunterbrechung rasch mit etwas Lötzinn gebrückt, und fertig.

Punkt 2 war der eigentliche Knackpunkt: Ist das IC SAA1070 defekt? Nachschub gibt es nicht mehr, und der Preis in der Bucht liegt bei > 30€. Nach längerem Betrieb besserte sich die Situation, die meisten Segmente funktionierten wieder, so daß vermutlich nur ein Kontaktproblem bestand. Wenn man den Deckel abnimmt, ist der Zähler das erste was man ausbauen muß. Es zeigte sich rasch, das die Platine mit den LED-Anzeigen nicht richtig eingebaut war. Außerdem sahen alle Steckverbindungen zur Zählerplatine bedenklich aus. Also erstmal alle „schlecht“ aussehenden Lötstellen und großzügig auch die Umgebung nachlöten – und alles funktioniert wieder!

Saba MD-292 Zählerbaugruppe

Saba MD-292 Zählerbaugruppe

Auf der Platine dann im Netzteilbereich einige „Brandspuren“, 2 Gleichrichter waren gegen passende im DIL Format getauscht, einer gegen einen Rundgleichrichter, allerdings etwas kreativ eingebaut. Außerdem war der 10Ω Widerstand zu diesem Gleichrichter gegen ein 5W Exemplar getauscht. Schlecht, denn diese Widerstände sind als Sicherungen gedacht, und müssen daher 1/4 Watt Kohleschicht (!) sein.

Ein Austausch der Potis und Elkos auf der Grundplatte ist jetzt einfach, P527 auf 42V an F2 einstellen, P572 und P577 enstprechend den ausgebauten Potis voreinstellen und hinterher nach Anklemmen des Zählers auf die Bandgrenzen 87,5 MHz und 108 MHz feinabgleichen. C564 und C565 sitzen direkt am Abstimmpoti, der Austausch ist hier etwas fummelig:

Abstimmpoti Saba MD-292

Abstimmpoti Saba MD-292

Ich habe dann mit dem Kopfhörerverstärker weitergemacht, gerades Einlöten und Richten der Transistoren kostet nichts extra. Anstelle der 2,2μF Elkos passen auch Wima-Folienkondensatoren:

Kopfhörerverstärker (original)

Kopfhörerverstärker (original)

Kopfhörerverstärker (revidiert)

Kopfhörerverstärker (revidiert)

Nachdem man von der Trägerplatte dem FM- und AM-Tuner, den FM-ZF-Verstärker und den Stereodekoder entfernt hat, kann man diese nach Lösen der seitlichen Schrauben hochfahren und alle Elkos, Tantalelkos und Trimmer tauschen. Ebenso auf den 4 ausgebauten Platinen. Bevor man alles montiert sollte man sich auch noch die Buchsenplatine vornehmen. Der Abgleich der Trimmer ist im Servicehandbuch gut beschrieben.

Wenn alles zur Zufriedenheit funktioniert, noch die beiden Knöpfe und die Frontplatte entfernen, alles säubern und wieder zusammenbauen. Dabei darauf achten das der Netzschalter nicht schräg zum Bedienungselement montiert wird, das war bei mir nämlich der Grund für das Klemmen.

Der zerlegte Saba Tuner

Der zerlegte Saba Tuner

Nach dieser Arbeit hat man für wenig Geld einen herausragenden Tuner, der es mit allen nahmhaften Konkurrenten gut aufnehmen kann…

 

Ausgebaute Bauelemente

Ausgebaute Bauelemente

 

 

4 thoughts on “Restaurierung eines Saba MD292

  1. Besitze jetzt 3x Saba MD292.
    Alle drei klingen aber unterschiedlich; an ein und derselben Musikanlage.
    Nr. 1 Eher analytisch
    Nr. 2 Eher warm mit guter Tieftonstaffelung
    Nr. 3 Zwischen Nr. 1 und Nr. 2

    Wie erklärt sich so etwas?
    Z.B. beim Vollverstärker Denon Pma 700V habe ich Klangunterschiede festgestellt die noch krasser waren.
    Bin am Kabel, und für mich ist in erster Linie der Klang entscheidend.
    Kann mir einer die Klangunterschiede am Saba MD292 erklären?

    • Das lässt sich aufgrund der Bauteiltolleranzen erklären.
      Somit klingt jeder Tuner oder Verstärker leicht anders.
      Ich habe das in meiner langen Berufspraxis als gelernter Radio- und Fernsehelektroniker öfters festgestellt. Kondensatoren, Wiederstände und Halbleiter, vor allem deren Zusammenspiel bewirken diese Unterschiede. Hofe ich konnte helfen.

      • Das hilft auf alle Fälle schon einmal weiter. Das erklärt auch, warum so viele unterschiedlich Bewertungen auf ein und das selbe Gerät abgegeben werden. Ich höre bei meinen Gerätschaften (Tuner, Vollverstärker) Klangunterschiede die doch erheblich sind. Ich bevorzuge Fein und Kerzen warmen Klang. Warmen Klang kann nur einer von 3 Saba Tunern.
        Ich habe mal als Versuch 2 Transistoren aus einem Vollverstärker ausgelötet und 2 Transistoren gleichen Typs neu eingelötet. Welche dies nun waren weis ich nicht? Ein grüner und ein schwarzer;
        und das Klangbild wurde etwas wärmer.
        Lässt sich ein wärmeres Klangbild eines Vollverstärkers hauptsächlich über die Transistoren erklären, oder zählen hier wirklich sämtlich Bestückungsbauteile in ihrer Gesamtheit?
        Sprich, Kondensatoren, Widerstände, Dioden, Transistoren, ect..
        Dieses Thema wird leider fast gar nicht im Internet diskutiert. Ist aber sehr Ausschlag gebend und wurde von ihnen nun noch einmal erklärt. Selbes Gerät kann nicht ohne weiteres auf gleichen Klang getrimmt werden. Ich besitze nur Schulwissen im Elektronik Bereich und kein Fachkenntnisse, diesbezüglich.

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