Nach dem Einbau einer LTE/WLAN Anlage in meinen Wohnwagen müßte man meinen, daß das Thema Fernsehen erledigt wäre: Schließlich gibt es Mediathek und Streaming des laufenden Programms, also wo liegt das Problem. Nun, in Deutschland sind die Kosten für mobiles Internet immer noch sehr hoch, und mal eben eine halbe Etappe der Tour de France schauen schlägt gleich mit mehreren GByte verbrauchtem Datenvolumen zu. Diese Jahr in Sommerach war auch mein DVB-T Stick keine Alternative, das nette Dörfchen ist nämlich Funkloch. Glücklicherweise war das Campingplatz-WLAN kostenlos und ausreichend schnell, so daß ich die Repeaterfunktion des Routers nutzen konnte. Für weitere Urlaube wollten wir aber gewappnet sein.
Wünsche an eine mobile Satellitenanlage:
- Schneller und bequemer Aufbau
- Unabhängig vom gewählten Stellplatz
- Vermeidung zusätzlicher Anschlüsse und eines fest installierten Fernsehers
- Überschaubare Kosten
Eine fest auf dem Dach installierte, automatische Satellitenanlage fiel damit gleich aus. Zu teuer und vor allem zu unflexibel für einen Wohnwagen. Meistens steht man etwas länger und wählt den Platz nach Schatten, Ruhe, Nähe zum Wasser, etc. aus. Da fällt ein gewisser Aufbauaufwand nicht so ins Gewicht, umso wichtiger ist, daß der Satellitenzugang nicht das Hauptkriterium für die Standortwahl ist.
Der Wunsch, vorhandene Geräte wie Laptop oder Tablet zu nutzen, ist heutzutage dank “SAT-IP” Technologie kein Problem mehr. Ein leistungsfähiges WLAN ist ja vorhanden. Mein erster Gedanke war die Nutzung eines Raspberry Pis, zusammen mit einem DVB-S USB Stick. Der hätte dann auch gleich noch zusätzlich ein Pi-Hole liefern können, das vermisse ich im Urlaub nämlich sehr. Etwas Recherche im Internet ergab aber, daß das keine sehr zuverlässige Kombination ist, die meisten nutzen TVHeadend zusammen mit Digibit Twin oder R1. Der Digibit Twin hat zudem den Charme, klein und leicht zu sein und wie geschaffen für die Montage im Wohnwagen. Die Kosten liegen auch merklich unter der Kombination USB-Stick und Raspberry.
Die Installation einer SAT-Aussensteckdose war von Anfang an klar – die Lösung mit einem Loch in der CEE-Steckdose ist mir zu fummelig, und immer durch das Fenster Kabel zu verlegen auch. Die Dose sitzt bei mir neben der CCE-Steckdose auf der linken Caravanseite, so bleibt das Vorzelt von Kabeln frei. Der SAT-IP Server sitzt direkt daneben, man muß dann nur ein Netzwerkkabel passender Länge zum Router führen.
Auswahl der Satellitenantenne
Die Wahl einer Flachantenne war klar, das Stativ sollte stabil sein und die Antenne rasch aufzubauen und einzustellen sein, möglichst ohne Werkzeug. In idealer Weise erfüllt die Kathrein HDS 166 diese Anforderungen, wäre da nicht der erhebliche Widerstand durch den Anschaffungspreis – zum Zeitpunkt meiner Recherche lag der bei etwa 340 Euronen, es gab auch keine passenden Gebrauchtangebote. Leider sind alle anderen Flachantennen zur Montage an einem Mast vorgesehen. Die Mühe, zuerst den Ausleger am Mast zu befestigen und dann die Antenne, fällt bei einmaliger Installation nicht ins Gewicht, bei der geplanten Anwendung aber schon. Auch hier half das Internet weiter: bei der Selfsat hatten sich manche Camper einen Adapter gedreht, um das Gelenk mit dem Stativ zu verbinden. Da ergab sich für mich (mal wieder) ein typisches Akademikerproblem: Ich kann nicht drehen, und in meinem Bekanntenkreis gibt es auch niemanden der das kann. Bei der Suche nach einem passenden Stativ fand ich dann eines, das für die Easyfind Antenne vorgesehen ist. Das Gelenk der Antenne wird dabei in einen Zylinder in der Spitze des Stativs gesteckt und mit einer Schraube fixiert, die dann mit einer Flügelmutter am Stativ gekontert wird. Das müßte sich doch auch mit Bordmitteln anpassen lassen!
Flachantenne Selfsat HD30, das Stativ und die passende Anschlußdose fanden sich dann bei dem süddeutschen Versender, der mal von einem Kramladen zu einem recht ordentlichen Versandhaus aufgestiegen und immer noch in Familienbesitz ist. Die Selfsat ist sicherlich in Bezug auf die Haltbarkeit keine Alternative zu einer Aluschüssel, aber bei dem zeitlich begrenztem Einsatz beim Camping dürfte das keine Rolle spielen. Die Empfindlichkeit erwies sich als mehr als ausreichend, sie spielte problemlos bei mir auf dem Balkon, trotz vorhandener Abschattung durch Bäume und Dach.
Erfreulicherweise war die Bohrung im Zylinder durchgehend. Das Gelenk der Antenne kann mit Hilfe einer M6 Hülsenmutter und 2 Karosseriescheiben unter Benutzung der urspünglich dafür vorgesehen Schraube mit dem Zylinder fest verbunden werden. Bei der Montage muß dann nur das Gelenk an der Antenne mit zwei Schrauben befestigt werden, und schon kann man die Antenne in das Stativ stecken und festschrauben. Die Sterngriffschraube ist etwas zu groß, sonst könnte man das Gewinde kürzen und auf die Kontermutter verzichten. Ich werde die Mutter für die Einstellung der Elevation noch gegen eine passende Sterngriffmutter austauschen, dann braucht man für die Montage nicht mehr als einen Kreuzschlitzschraubendreher. Wenn man etwas Styropor wegschneidet, paßt das Gelenk immer noch an die vorgesehene Stelle in der Verpackung.
Test des Digibit SAT-IP Servers
Hier gibt es wenig zu berichten: Antenne und Netzwerkkabel anschliessen, Stromversorgung anschliessen und nachschauen, welche IP er sich geholt hat. An Stelle der auf der Herstellerhomepage vorhandenen Version des Dvbviewers nimmt man besser VLC – das hat man ja eh installiert. Eine passende Playlist findet man z.B bei Satip.info. Man muß nur noch mit einem Editor die IP-Adressen anpassen, dann kann man VLC mit dieser Playlist starten und Fernsehen schauen.
Der Digibit wurde maximal handwarm und schaltete die Stromversorgung für die SAT-Antenne auch prompt ab, sobald der Stream nicht mehr vom Endgerät genutzt wurde. Insofern verhielt er sich genau so wie im c’t-Test. Es gibt Berichte über zu starke Hitzentwicklung, ob das an der Firmware oder an der Hardware liegt ist unklar. Man sollte daher bei einem Händler mit problemloser Rücksendeabwicklung bestellen. Ich habe ihn aber zur Sicherheit senkrecht mit Abstandsröllchen montieren, damit die Luft zur Kühlung nicht behindert wird. Da am Einbauort noch eine ungenutzte 230 Volt Steckdose vorhanden ist, habe ich diese genutzt. Eine 12V Versorgung aus dem Bordnetz müßte aber auch möglich sein.
Ausrichtung der Antenne
Azimuth und Elevation rechnen einem heutzutage die verschiedensten Apps problemlos für den aktuellen Standort aus. Bezüglich des Azimuths reicht meist auch ein Blick zu den Platznachbarn. Für den Skew-Winkel reicht die folgende Tabelle, genauer als +-5 Grad muß man hier nicht arbeiten, für Deutschland reicht daher 0 Grad als Richtwert aus.
Land | Eutelsat 5° W | Thor 0.8° W | Astra 4 4.8° E | Hotbird 13° E | Astra 1 19.2° E | Astra 3 23.5° E | Astra 2 28.2° Ost |
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Deutschland, Österreich, Schweiz | -23° | -16° | -12° | -6° | 0° | 4° | 8° |
Frankreich | -15° | -11° | -5° | 2° | 7° | 11° | 14° |
Beneluxstaaten | -16° | -12° | -8° | -2° | 3° | 6° | 9° |
England | -9° | -6° | -3° | 3° | 7° | 10° | 12° |
Irland | -6° | -3° | 1° | 7° | 11° | 13° | 16° |
Portugal | -4° | 1° | 8° | 16° | 22° | 25° | 28° |
Südspanien, Gibraltar | -8° | -3° | 5° | 14° | 20° | 24° | 28° |
Skandinavien | -19° | -16° | -14° | -9° | -6° | -4° | -2° |
Griechenland | -38° | -35° | -29° | -20° | -12° | -7° | 0° |
Türkei, Ungarn, Weißrussland | -39° | -36° | -31° | -26° | -20° | -15° | -11° |
Kanarische Inseln | 12° | 18° | 26° | 34° | 39° | 42° | 44° |
Marokko | -8° | -2° | 6° | 17° | 23° | 27° | 31° |
Italien, Sizilien | -27° | -24° | -17° | -8° | -2° | 3° | 8° |
Kroatien | -27° | -24° | -19° | -11° | -5° | -1° | 4 |
Tunesien, Libyen | -27° | -22° | -15° | -4° | 4° | 9° | 15° |
Einschließlich eines vernünftigen Meßgerätes (GT MEDIA V8 Satelliten Finder Meter) und 10m Koaxkabel mit montierten, wasserdichten Steckern lagen die Gesamtkosten noch unterhalb der oben genannten Kosten für die Alternativlösung.
PS: Ja, beim Fotoshooting für den Beitrag habe ich die Antenne falsch herum montiert….
PPS: Es gibt einen Nachfolgeartikel hier.